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Montag, 7. Mai 2012

Ein paar Gedanken über Paylakes

Schon seit geraumer Zeit beschäftigt mich der Ausdruck Paylake, viel mehr noch was damit in Assoziation gebracht wird. Es sind vor allem die Foren, wo immer wieder mit dem Wort Paylake automatisch das im deutschsprachigen Raum so gern verwendete Wort „ Karpfenpuff“ in Verbindung gebracht wird. Hat dies seine Berechtigung, oder sind es nur Worte, denen ich zu viel Bedeutung zumesse?

Der Hauptgrund, warum ich mir meine Gedanken mache ist, dass ich kein einziges Gewässer kenne, wo man gratis fischen kann. Schwarzfischen einmal abgesehen. Früher, vor 35 Jahren war die Struktur der für Angler bewirtschafteten Gewässer in Österreich, im speziellen Niederösterreich und Burgenland folgendermaßen. Ein paar Leute haben sich zu einem Verein zusammengeschlossen und haben, je nach Größe, einen See gepachtet oder angekauft. Die Finanzierung erfolgte über Mitgliedsbeiträge und verschiedenen Einnahmequellen. Ein bis zwei Preisfischen, die damals noch gestattet waren und erst später durch Hegefischen ersetzt wurden, aber auch Gemeinschaftsfischen mit Grillabend samt Familie haben der Erhaltung der bewirtschafteten Teiche und Flüsse gedient. War man Mitglied in einem solchen Verein, musste man zwar nicht pro Tag und Nacht für die Angelerlaubnis bezahlen, aber ein relativ hoher Jahresbeitrag ermöglichte einem die Fischerei an den vom Verein gepachteten Seen und Flüssen. Im Laufe der Jahre hat sich, durch die immer größer werdende Schar an Fischern und da vor allem an Karpfenfischern, das Bild geändert und die Besitzer von Seen haben erkannt, dass man mit unserer Zunft Geld verdienen kann. Mit relativ geringen Investitionen,  war die Einnahmequelle „paylake“ auf alle Fälle größer als nur mit der reinen Verpachtung eines Sees. War der See dann noch gut besetzt, sprich relativ geringe Dichte, dafür aber mehr Gewicht pro Stück, tat die Stille Post das Ihrige dazu bei und schnell waren die Hunter in rauen Mengen am Ziel ihrer Träume und am Wasser, das einem den schnellen Fang über der berühmten 20kg Grenze ermöglichte. Keinem Menschen kam damals in den Sinn, über solch ein Gewässer als Karpfenpuff zu schimpfen. Erst nach dem viele dieser, sagen wir einmal gut besetzten Gewässer entstanden waren, begann der Kampf um die Vorherrschaft, dass Beste Karpfengewässer zu sein. Besatzmaßnahmen, Futterautomaten bis hin zum Umsetzten oder gar Diebstahl ließen Gewässer mit einem Traumbestand an Karpfen entstehen. Da schwammen mitunter in manchen Teichen mit 1,5 Hektar weit über 200 Fische, der Kleinste 10kg schwer und über 20 kg schwer, schwammen an die 25-30 Karpfen in dem „Tümpel“ umher. Der Newcomer überlegte nicht lange, sondern buchte zu eigentlich normalen Preisen ein verlängertes Wochenende und hatte mehr als gute Aussichten, dass der PB gleich mehrmals gedopt wurde. Am Ende der Session war der 20er in der Linse und alle fuhren glücklich und zufrieden nach Hause. Doch lange hielt dieser Zustand nicht an, die Lobby der „Hardcore Hunters“ schlug ohne Vorwarnung zu. Sie, die an Naturseen monatelang gefüttert hatten und nach dem Fang eines 15kg Karpfen 2 Wochen Urlaub nehmen mussten, eine um auszunüchtern, die andere um allen zu erzählen wie schwierig es war an der geheimen Lacke den Ausnahmefisch zu fangen, waren es, die trotzdem nicht glücklich sein konnten.

War es Neid? Nicht unbedingt,  aber warum wird ein „Rotzjunge“, ein Neuling mit 16 Jahren von einer renommierten Firma gesponsert, obwohl der Fisch aus einem Paylake gefangen wurde. Im Schnellgerichtsverfahren wurde beschlossen, dass dieser zur Schau und Werbezwecken gefangene Fisch aus einem „Karpfenpuff“ gefangen wurde! Sowohl Fänger als auch Fisch wurden mit Missgunst und Missachtung bestraft! Die klare Werbebotschaft der Industrie  „Mit dem Boilie unserer Firma  fangen alle Angler ihren Traumfisch“, sollte untergraben, widerlegt werden. Wer wird wohl gewinnen, einzelner Angler oder Angel-Industrie? Eines hatten aber beide Fische gemeinsam. Sowohl der 15kg Fisch aus dem 1000ha See, als auch der 20kg schwere Fisch des Newcomers sind aus einem Gewässer, für das man bezahlen  „pay“ musste, um fischen zu dürfen!
Genau da verstehe ich die Aufregung über sogenannte Paylakes nicht mehr! Natürlich kann man über den Stellenwert gefangener Fische diskutieren, so tauchen in meiner Fangstatistik der „Habe sehr große Freude mit dem Fang gehabt“ Fische auf, die ich nicht einmal gewogen habe und auf 5 bis 6 kg geschätzt habe, dafür aber aus dem Po in Italien waren, zweifärbig und mit verschieden großen Schuppen übersäht waren.

Dennoch haben nicht alle Angler zwangsläufig die gleiche Wertigkeit an dem Erlebnis unter welchen Umständen der Fisch gefangen wurde und das ist auch gut so! Leider fehlt aber vielen Carp-Huntern das Verständnis für diese „Normale Spezies“ unter den Karpfenanglern, was ich eigentlich schade finde. Für meinen Teil begrüße ich, dass in vielen Magazinen sogenannte Paylakes vorgestellt werden, wo man mit mehr oder weniger Komfort, für mehr oder weniger Geld einen schönen Urlaub verbringen kann und noch dazu die Chance hat, einen gewichtigen Karpfen zu fangen. Darüber hinaus noch die Garantie hat, an keinem überfüllten Gewässer Schulter an Schulter fischen zu müssen, wo Stress und Streit vorprogrammiert sind.
Möglichst objektiv gesehen, mindestens der Versuch es zu sein“ Vieles haben wir den Engländer zu verdanken.“ Innovationen am Futtersektor, als auch an der Ausrüstung, kommen von der Insel im Atlantik. Der Stellenwert englischer Größen ist unter den heimischen Anglern nach wie vor ungebrochen groß. Gerade in den letzten Jahren habe ich aber einige englische Bücher gelesen und eines ist mir dabei aufgefallen. Viele der „Berühmtheiten“ haben Ihre großen Erfolge auf kleinen Seen gefeiert und damit meine ich nicht die Pools rund um die Englischen Großstädte, nein damit meine ich gut besetzte Seen in Frankreich mit durchschnittlicher Größe. Ich will den Mythos der Engländer nicht zerstören oder in Frage stellen, denn ich kenne keine Nation, die so besessen vom Fang eines Karpfens ist, wie die Engländer! Dennoch soll es zeigen, dass Paylakes nichts Schlechtes sind und in England, der Heimat des modernen Karpfenangelns, niemand einen Argwohn gegen Angler hat, welche dort ihre Fische gefangen haben. Eigentlich werden sie nur im deutschsprachigen Raum so gering geschätzt. Was soll auch schon schlecht daran sein, dass eine geregelte Anzahl an Anglern auf schöne Fische in schöner Natur ihrem Hobby nachgehen, ohne dabei Seglern, Tauchern und Badende zu stören? Die Kreatur Fisch, als auch die Natur wird dabei bestmöglich geschont, um auch nachkommenden Gästen einen schönen Urlaub zu ermöglichen. Nur ungern erinnere ich mich an einen Trip in das Naturschutzgebiet Po-Delta zurück, wo ich auf einer kleinen Insel meine ersten Karpfen im Fluss gefangen habe und ein paar Monate später, bei meinem nächsten Besuch, die Insel einer Müllhalde glich, welche Angler hinterlassen hatten!
Was ist aber mit der Behauptung, dass Paylaks quasi Karpfenpuffs wären! Ich kann mit dem Wort Karpfenpuff schon nichts mehr anfangen, zu weit hergeholt ist mir dieses Wort, aber leider gibt es unter den Gewässerbesitzern auch schwarze Schafe! Beginnend mit dem „Woher“ die Fische sind, bis hin zum Überbesatz, dem es nur mehr durch Chemie und Sauerstoffzufuhr möglich gemacht wird zu überleben, kann man den einen oder anderen paylake sehr wohl als negatives Beispiel anführen. Dies geht soweit, dass Besitzer das Mitbringen von Essen und Getränken untersagen, als auch die Mitnahme von Tabakware. Noch nicht genug, es gibt sogar welche, die untersagen die Babynahrung für den mitgebrachten Sprössling selbst mitzubringen, unter Androhung den See zu verlassen, wird man quasi gezwungen im „Clubhaus“ die Babynahrung zu beziehen. Richtig gehört, man bekommt diese dort zu kaufen! Den Preis kann man sich vorstellen! Eigenartig nur, dass obwohl in Foren über die Zustände berichtet wird, weiterhin genug Angler diese Seen besuchen. Auch wenn es keine öffentlich gemachten Fotos über den Fisch und die Fänger gibt, werden es eher mehr als weniger Angler, die solche „Karpfenpuffs“ besuchen. Wie gesagt, jeder hat seine Wertigkeit und man hat als „wahrer Hunter“ auch diese zu akzeptieren. Wer beschwert sich über den big game Angler, der sich mit dem 250kg schweren Marlin am Galgen baumelnd fotografieren lässt. Von der Köder- Beschaffung, über das Anködern, die guten Fanggründe finden, bis hin zum Anschlag wird alles von der Crew erledigt. Lediglich der Drill obliegt dem „Tourist“, natürlich unter der fachkundigen Anweisung des Personals. Bremse aufmachen oder zumachen wird freilich auch vom Fachmann, dem Guide erledigt. Eigentlich pervers, aber niemand regt sich darüber auf, auch nicht diejenigen, die das alles selber in die Hand nehmen und reich genug sind, sogar das Boot ihr Eigen nennen können.

Aber wir Karpfenangler belegen alle, die an sogenannten Paylakes angeln mit einem Bann. Völlig zu Unrecht, wie ich meine!
Diese Art der Gewässerbewirtschaftung wird sich, so glaube ich, nach und nach immer mehr durchsetzen! Teiche, Seen und Flussabschnitte die vernünftig geführt werden, wo die Rahmenbedingungen den Bedürfnissen und Wünschen der Angler angepasst  werden, sind die Zukunft, um unser Hobby auch weiterhin ausüben zu können.
Udo Silberschneider
Team Yellow Hunter

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